Börsenaufschwung trotz politischer Unsicherheiten
Die Stimmung unter den Investoren zeigt sich schwankend. Während der gestrige Schock über Donald Trumps Wahlsieg noch nachwirkt, erfreuen sich heute die Anleger über den Zusammenbruch der sogenannten Ampelkoalition in Deutschland, was dem DAX eine kräftige Erholung beschert. An den Märkten dominiert weiterhin das politische Geschehen. Nachdem die Wiederwahl Trumps als US-Präsident gestern für Unruhe sorgte, werden heute Hoffnungen auf eine neue deutsche Regierung laut, die wirtschaftsfreundliche Maßnahmen einleiten könnte. Besonders die Aktien der deutschen Autohersteller, die zuvor gelitten hatten, erholen sich heute deutlich.
Gestern sank der DAX während des Handels um 19.007 Punkte, doch aktuell zeigt sich der Leitindex etwa zwei Prozent höher und erreicht mit 19.400 Punkten ein Tageshoch. Auch wenn das Hoch von 19.563 Punkten vom Vortag nicht erreicht wurde, kompensiert der DAX dennoch die entstandenen Verluste. Der MDAX der mittleren Werte steigt um 1,1 Prozent. Noch am Vortag herrschte am deutschen Aktienmarkt schlechte Stimmung, bedingt durch die Furcht vor Handelsbarrieren der USA, welche den DAX um 1,1 Prozent auf 19.039 Punkte zurückwarfen. Trump hatte angedroht, auf aus China importierte Waren einen Zoll von 60 Prozent und auf deutsche sowie andere internationale Produkte Zölle von zehn bis zwanzig Prozent zu erheben. Der EuroStoxx50, der europäische Index, verlor 1,4 Prozent.
Rufe nach baldigen Neuwahlen
Ökonomen und Verbände sehen das Ende der Ampel-Koalition mit einer positiven Erwartung. Der Ruf nach Neuwahlen wird laut, um eine neue handlungskräftige Regierung zu etablieren. “Das Ende der Ampel-Regierung war überfällig und birgt die Chance eines neuen wirtschaftlichen und politischen Aufbruchs”, erklärte Carsten Mumm vom Bankhaus Donner & Reuschel. Auch Christian Sewing, Chef der Deutschen Bank, betonte auf LinkedIn die Notwendigkeit rascher Reformen und einer stabilen Grundlage für Investitionen in die Wirtschaft. “Deutschland kann sich keinen Stillstand leisten,” schrieb er.
US-Notenbank im Fokus der Anleger
Neben den Schlagzeilen zur deutschen Politik richtet sich das Augenmerk der Investoren auf die Zinsentscheidung der Federal Reserve (Fed) am heutigen Abend. Ökonomen erwarten überwiegend eine Senkung der Zinssätze um 0,25 Prozentpunkte, was einen neuen Bereich von 4,50 bis 4,75 Prozent schaffen würde. Zwar wird der Wahlerfolg von Trump keine unmittelbare Wirkung auf diese Entscheidung haben, jedoch ist mittelfristig mit signifikanten Auswirkungen auf die US-Geldpolitik zu rechnen.
Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, kommentierte, dass niedrigere Unternehmensteuern das Wachstum ankurbeln und höhere Zölle die Inflation antreiben können. Dies könnte die Fed dazu zwingen, von ihren geplanten Zinssenkungen Abstand zu nehmen. Auf der bevorstehenden Pressekonferenz der Fed wird Jerome Powell wohl Fragen zur künftigen Wirtschafts- und Geldpolitik sowie zur Inflation beantworten müssen. Auch seine eigene Zukunft als Fed-Vorsitzender könnte thematisiert werden, prognostiziert Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners.
Wirtschaftsdaten und Markttrends
- Die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung in den USA stiegen leicht um 3.000 auf 221.000, entsprach dabei weitgehend den Erwartungen von 222.000.
- Gestern hatte Trumps Sieg die Wall Street beflügelt. Alle drei großen US-Indizes erreichten Rekordhochs, mit dem Dow Jones 3,6 Prozent höher bei 43.729 Punkten, während die Nasdaq um drei Prozent auf 18.983 stieg und der S&P 500 um 2,5 Prozent auf 5.929 zulegte.
- Heute setzen Technologiewerte ihren Aufwärtstrend fort. Die Nasdaq steigt um etwa 0,7 Prozent und auch der S&P 500 gewinnt 0,4 Prozent hinzu, obwohl der Dow Jones minimal im Minus liegt, dennoch erreichte er ein neuerliches Hoch bei 43.806 Punkten.
Der Euro macht gegenüber dem Dollar Boden gut, mit einem Kurs von 1,0796 Dollar, was einem Anstieg von einem Cent gegenüber dem Vortag entspricht. Nach Trumps Wahlsieg fiel der Euro kurzzeitig unter 1,07 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit vier Monaten. Während sich das Augenmerk am Devisenmarkt zunehmend auf die Geldpolitik richtet, verzeichnet der Rohstoffmarkt einen leichten Rückgang bei den Ölpreisen, während der Goldpreis sich erholt und um rund ein Prozent steigt.
Industrie und Wirtschaft in Bewegung
Rheinmetall profitiert erheblich von gestiegenen Rüstungsausgaben westlicher Staaten nach dem russischen Angriff auf die Ukraine und verzeichnet beeindruckendes Wachstum. Die Aktie legt am Nachmittag um fast sieben Prozent zu. Die Umsätze steigen nach neun Monaten um 36 Prozent auf rund 6,3 Milliarden Euro, während das operative Ergebnis um 72 Prozent auf 705 Millionen Euro zulegt. Der Auftragseingang liegt bei über 21 Milliarden Euro, was einen Gesamtauftragsbestand von etwa 52 Milliarden Euro ergibt.
Der Automobilhersteller Audi plant Medienberichten zufolge einen Stellenabbau, insbesondere im indirekten Bereich und der Entwicklung sollen über 2.000 Arbeitsplätze wegfallen. In Deutschland könnte das etwa 4.500 Jobs betreffen, wobei das Unternehmen in Verhandlungen mit dem Betriebsrat steht, aber keine Zahlen kommentieren möchte.
Munich Re bleibt trotz hoher Schäden aufgrund von Naturkatastrophen auf Kurs. Im dritten Quartal belief sich der Schaden in der Rückversicherung auf 1,6 Milliarden Euro, wobei Hurrikan “Helene” in den USA mit einer halben Milliarde Euro am teuersten ausfiel. Insgesamt beträgt der Gewinn 930 Millionen Euro, ein Rückgang um ein Fünftel im Vergleich zum Vorjahr.
Lanxess meldet ebenfalls starke Ergebnisse aufgrund gestiegener Absatzmengen und Einsparungen. Das EBITDA vor Sondereinflüssen stieg im dritten Quartal um über 45 Prozent auf 173 Millionen Euro, während der Umsatz bei 1,598 Milliarden Euro stabil blieb.
Auch der Windturbinenhersteller Nordex zeigt eine positive Entwicklung mit einem Umsatzanstieg von 14 Prozent auf 5,1 Milliarden Euro in den ersten neun Monaten. Das EBITDA verbesserte sich erheblich auf 189 Millionen Euro, verglichen mit einem Verlust im Vorjahr. Die EBITDA-Marge stieg von 0,1 auf 4,3 Prozent im dritten Quartal.