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Beliebter Index: Vorsicht vor dem MSCI Emerging Markets

Wenn es um beeindruckende Namen geht, sind die Chinesen unübertroffen. Der Begriff „Goldene Woche“ bezeichnet die Festivitäten anlässlich des Nationalfeiertags Anfang Oktober, die von den Chinesen für ausgedehnte Urlaubsreisen genutzt werden. Diese Tage waren jedoch auch aus Sicht vieler Investoren von großem Interesse, da der chinesische Aktienmarkt unerwartet einen lange nicht gesehenen Aufschwung erlebte. Der wesentliche Impuls für diesen kräftigen Anstieg war die Hoffnung auf ein umfangreiches Hilfspaket der chinesischen Regierung, das viele Anleger herbeigesehnt hatten, um die schwächelnde chinesische Wirtschaft zu unterstützen. Diese Erwartung verlieh auch einem Börsenindex neuen Schwung, der zuletzt wenig Beachtung gefunden hatte: der MSCI Emerging Markets. Dieser Index dient zahlreichen Investoren als Basis für ETFs, durch die sie von den Börsen in Schwellenländern profitieren möchten.

Technisch gesehen repräsentiert das Barometer die Entwicklung von etwa 1300 Unternehmen aus 24 Schwellenländern. China jedoch ist mit einem Anteil von 28 Prozent das bedeutendste Land im Index. Die jüngsten Kursgewinne in China haben daher dem MSCI Emerging Markets einen beachtlichen Zuwachs beschert. In Euro war der Index kürzlich sogar auf einem Rekordhoch. Ist es nun ratsam, mit neuem Elan in ETFs zu investieren, die diesen Schwellenländerindex widerspiegeln?

Die Antwort darauf lautet: Eher nicht. Trotz der vielversprechenden Entwicklung des Index weist er zwei erhebliche Schwächen auf. Beide lassen sich besonders anschaulich anhand Chinas demonstrieren. Da China im Index das größte Gewicht hat, beeinflussen alle Ereignisse an der dortigen Börse maßgeblich das Wohlergehen der MSCI-Emerging-Markets-Investoren. Die erste Schwäche betrifft die grundlegende Ausrichtung des chinesischen Staates: Das Land ist keine echte Marktwirtschaft, den Ton gibt die Kommunistische Partei und ihre Führungsriege an. Das macht den chinesischen Aktienmarkt schwer vorhersehbar.

Betrachtet man den Börsenwert vieler chinesischer Unternehmen – man denke nur an den Onlinehändler Tencent – ist es durchaus nachvollziehbar, dass sie im MSCI Emerging Markets einen hohen Anteil haben. Denn der Index basiert auf dem international üblichen Prinzip der Marktkapitalisierung: Je mehr börsennotierte Firmen ein Land hat und je höher deren Börsenwert im internationalen Vergleich ist, desto größer ist ihr Gewicht im Index. Chinas Machthaber greifen jedoch immer wieder ohne Vorwarnung in den Aktienmarkt ein. Ein Beispiel hierfür ist die Milliardenstrafe, die vor einigen Jahren plötzlich gegen den auch bei internationalen Investoren beliebten Internetkonzern Alibaba verhängt wurde. Auch die jüngsten Kursbewegungen sind nahezu ausschließlich politisch bedingt. Als kürzlich bei einer mit Spannung erwarteten Pressekonferenz der staatlichen Planungsbehörde die erhofften Unterstützungsmaßnahmen ausblieben, fielen die Kurse sofort wieder. Daher bezweifeln die Analysten der Dekabank die Nachhaltigkeit eines weiteren Kursanstiegs.

Dies bringt uns zur zweiten Schwäche: Selbst wenn sich Chinas Wirtschaft bald überraschend stark entwickeln sollte, bleibt ein Problem bestehen. Auch wenn man instinktiv anderes erwarten könnte, geht der wirtschaftliche Erfolg eines Landes, insbesondere in Schwellenländern, nicht zwangsläufig mit steigenden Börsenkursen einher. Dies liegt daran, dass häufig Staatsunternehmen die maßgeblichen Börsenbarometer dieser Länder dominieren. Im Zweifelsfall sichert sich der Staat also immer mehr für sich selbst als für die übrigen Aktionäre. Die Analysten der Dekabank gelangen daher zu dem Schluss: „Die Regel, dass es sich an den Kapitalmärkten über lange Zeiträume lohnt, erhöhte Risiken einzugehen, gilt für Schwellenländer nur mit Einschränkungen.“ Es ist daher höchstens für risikofreudige Anleger sinnvoll, voll auf die Emerging Markets zu setzen.

Allen anderen, die in Schwellenländer investieren möchten, wird ein Kompromiss empfohlen: Der Index MSCI All Country World kombiniert die wichtigsten Aktienmärkte aus Industrie- und Schwellenländern. China ist zwar auch darin enthalten, jedoch ist das Risiko klar begrenzt: Es hat nur einen Anteil von etwa drei Prozent.