IG Metall und die bevorstehende Einigung auf Weihnachtsgeld: Übermäßig in der aktuellen Krise?
In einer Zeit, in der die Automobilindustrie und der Maschinenbau mit Schwierigkeiten konfrontiert sind, steigen die tariflichen Gehälter. Fast alle Arbeitnehmer erhalten das vereinbarte Weihnachtsgeld. Doch stellt sich die Frage, ob dies verhältnismäßig ist. Während Stellen abgebaut werden und die Arbeitslosigkeit zunimmt, erhalten die verbleibenden Arbeitnehmer immer höhere Gehälter. So lässt sich die bevorstehende Piloteinigung zwischen IG Metall und den Vertretern der Metall- und Elektroindustrie einordnen, die am kommenden Montag erwartet wird.
Diese Entwicklung passt zum allgemeinen Bild der deutschen Wirtschaft: Die Konjunktur schwankt zwischen Rezession und minimalem Wachstum, während die Inflation leicht nachlässt und die Löhne moderat steigen. Die Gehaltsforderung von 3,9 Millionen Arbeitnehmern bleibt bestehen: Eine Erhöhung von sieben Prozent wird gefordert. Das Gegenangebot der Arbeitgeber: 3,6 Prozent über einen Zeitraum von 27 Monaten.
Einfluss der wirtschaftlichen Belastung und der Krise auf die Verhandlungen
Lena Ströbele, Verhandlungsführerin auf Seiten der Arbeitgeber, bezeichnet die Beharrung auf sieben Prozent vor dem Hintergrund der hohen Betriebskosten, wegfallender Aufträge und des beschleunigten Stellenabbaus als völlig kontraproduktiv. „Diese überzogene Forderung erhöht die Wahrscheinlichkeit weiterer Werksschließungen und Produktionsverlagerungen“, so Ströbele in einem Interview mit der Berliner Zeitung.
Zusätzlich zu den wirtschaftlichen Herausforderungen wird die Situation durch das Scheitern der aktuellen Regierungskoalition und die Wahl Donald Trumps weiter verschärft.
Die Einigung in der vierten Verhandlungsrunde
Am Montag wird die entscheidende vierte Runde der Verhandlungen zwischen den Arbeitgebern in Maschinenbau, Elektrotechnik und Automobilindustrie sowie der IG Metall in Bayern und im Norden stattfinden. „Wir arbeiten engagiert an einer Lösung“, erklärt der bayerische IG-Metall-Chef und Verhandlungsführer Horst Ott. „Alle Beteiligten sind sich ihrer Verantwortung bewusst.“
Einigkeit herrscht darüber, dass Auszubildende höhere Gehälter erhalten sollen. Darüber hinaus werden in kleinem Kreis einzelne Themen intensiv diskutiert, etwa Ausnahmen für finanziell weniger stabile Betriebe mit einer Umsatzrendite von weniger als 2,3 Prozent.
Fälle wie ZF Brandenburg und die Herausforderungen bei hohen Tarifeinträgen
Ein Beispiel für die Komplexität der Verhandlungen zeigt sich bei ZF in Brandenburg an der Havel. Hier sind nach Unternehmensangaben bis zu 850 Vollzeitstellen gefährdet. Trotz dieser Situation müsste das Unternehmen gemäß aktuellem Verhandlungsstand höhere Gehälter zahlen, da die Umsatzrendite des Gesamtkonzerns im letzten Jahr bei 5,1 Prozent lag.
Die Gewerkschaft strebt danach, die Ausnahmen für schlecht laufende Betriebe zu begrenzen und im Gegenzug für Zugeständnisse anderer Art zu verhandeln.
Vergleich der Gehaltssteigerungen in der Branche
Mit einem Anstieg von mindestens 3,6 Prozent sind die Gehaltssteigerungen im Vergleich zu anderen Branchen bemerkenswert hoch. Personen mit abgeschlossener Ausbildung verdienen gemäß IG-Metall-Tarifvertrag bereits mindestens 4100 Euro monatlich. Berufseinsteiger können bis zu 4800 Euro und Ingenieure in der Entgeltgruppe zwölf etwa 5600 Euro pro Monat erwarten.
Weihnachtsgeld als Lichtblick für Arbeitnehmer
Ein weiterer positiver Aspekt für die IG Metaller zur Weihnachtszeit: Arbeitnehmer, die nach Tarifvertrag bezahlt werden, können ein Weihnachtsgeld im November oder Dezember erwarten. Fast 86 Prozent der tariflich Beschäftigten erhalten laut Statistischem Bundesamt ein Weihnachtsgeld, das im Durchschnitt 2987 Euro beträgt. Das bedeutet ein Plus von 6,3 Prozent oder 178 Euro mehr als im Vorjahr.
Die Gehaltsverhandlungen werfen ein kritisches Licht auf die aktuelle wirtschaftliche Lage. Die Herausforderungen der deutschen Wirtschaftsriesen und ihrer Beschäftigten stehen dabei im Fokus. Wird die Einigung in der vierten Verhandlungsrunde erreicht, könnte dies ein Wendepunkt im Umgang mit der wirtschaftlichen Krise sein. Gleichzeitig bleibt abzuwarten, wie die weiteren wirtschaftspolitischen Entwicklungen die Situation beeinflussen werden.