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Hassan Tahir

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Milliardenprojekt mit Erdbebengefahr: Lithium soll bald in Deutschland gewonnen werden – fr.de

Erdbebenrisiko bei Milliardenprojekt: Lithium wird bald in Deutschland gefördert

Die europäische Industrie benötigt Lithium in großen Mengen. Ein Jungunternehmen aus Australien plant nun, es in Deutschland abzubauen. Das Start-up Vulcan Energy treibt die Produktion von Lithium für Batterien von Elektroautos in Deutschland entscheidend voran. Am Freitag, den 8. November, nahm das Unternehmen im Industriepark Frankfurt-Höchst eine Demonstrationsanlage in Betrieb, die Lithiumhydroxid produziert. Diese Substanz wird von Herstellern von Batteriezellen benötigt und wird aus Thermalwasser aus dem Oberrheingraben in Rheinland-Pfalz gewonnen. Die industrielle Großproduktion soll im Jahr 2027 starten, zwei Jahre später als ursprünglich angedacht.

Ein wichtiger Meilenstein

„Das erste in Europa vollständig nachhaltig hergestellte Lithium aus unseren beiden Optimierungsanlagen ist ein bedeutender Schritt für das Unternehmen und essentiell für die Resilienz der Batterie-Wertschöpfungskette in Deutschland und Europa“, erklärte Vulcan-CEO Cris Moreno. Die Besonderheit des Lithiums von Vulcan liegt nicht nur in der europäischen Herkunft, während führende Produzenten und Weiterverarbeiter hauptsächlich in Südamerika und China ansässig sind. Es ist zudem klimafreundlicher, da die benötigte Energie gleichzeitig CO₂-frei mit Geothermie-Heizkraftwerken gewonnen wird. Diese Technologie befindet sich allerdings noch in einem frühen Entwicklungsstadium.

Finanzierungsherausforderungen

„Der Finanzierungsprozess hat länger gedauert als erwartet“, sagte Christian Freitag, Geschäftsführer bei Vulcan für Lieferkettenmanagement, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Der Finanzierungsbedarf des 2018 gegründeten deutsch-australischen Unternehmens beträgt mittlerweile 1,9 Milliarden Euro, einschließlich Finanzierungskosten. Im ersten Quartal sollen die erforderlichen Mittel gesichert werden. Von mehreren Investoren will Vulcan mehr als 600 Millionen Euro Eigenkapital aufbringen, erklärte Freitag weiter. Die restlichen 1,3 Milliarden Euro werden als Darlehen von Banken bereitgestellt, darunter auch die Europäische Investitionsbank (EIB), die eine halbe Milliarde Euro in Aussicht gestellt hat.

Vulcan Energy bereits ausverkauft

Die Abnahmevereinbarungen mit den Automobilherstellern Volkswagen, Stellantis und Renault, dem Batterieproduzenten LH energy und dem Kathodenhersteller Umicore sichern Vulcan für die ersten zehn Produktionsjahre bereits ab. In zwei Jahren soll eine Menge von 24.000 Tonnen jährlich geliefert werden, ausreichend für rund 500.000 Elektroautobatterien. Dafür müssen in Landau eine Extraktionsanlage für das Thermalwasser sowie in Frankfurt-Höchst eine größere Produktionsanlage gebaut werden. Alle zwei bis drei Jahre soll die Kapazität um weitere 24.000 Tonnen erhöht werden.

EU-Ziele und Unabhängigkeit von Asien

Der bisher langsame Übergang zu Elektroautos stellt laut Freitag keine Bedrohung für die Pläne dar. „Der Bedarf an unserem CO₂-neutral hergestellten Lithium zu wettbewerbsfähigen Preisen bleibt weiterhin hoch“, erklärte er. Die Automobilindustrie sei sich bewusst, dass die derzeitige Nachfrage nach Elektroautos im Jahr 2024 nicht repräsentativ für die kommenden Jahre sei. Auch Preisschwankungen beeinflussen das Projekt kaum. Nach einem Höchststand von mehr als 70 Dollar pro Kilogramm fiel der Preis um 80 Prozent. Vulcan hat für mehr als die Hälfte der vereinbarten Menge eine Preisbandbreite mit den Abnehmern ausgehandelt, die selbst bei extrem niedrigen Preisen Profitabilität garantiert.

Klimafreundliches Lithium als Ziel

Die Europäische Union verfolgt das Ziel, ab 2035 nur noch emissionsfreie Fahrzeuge neu zuzulassen. Zudem strebt der Kontinent danach, über die gesamte Lieferkette hinweg unabhängiger von Asien zu werden. Daher gibt es inzwischen zahlreiche Projekte in Europa, davon die meisten im Bergbau, wie das von der EU geförderte Vorhaben von Rio Tinto in Serbien. Diese Projekte stoßen auf Widerstand in der Bevölkerung aufgrund möglicher Umweltschäden.

Erdbeben-Risiko: Bedenken aus Frankreich

Bei der Tiefengeothermie, wie sie Vulcan Energy betreibt, besteht das Risiko, Erdbeben zu verursachen. Ein vergleichbares Projekt in Frankreich verursachte vor einigen Jahren Hausschäden im Elsass und Baden-Württemberg. Es gibt umfassende Risikoabschätzungen dazu, versicherte Freitag. Vulcan sieht sich als Pionier und würde Nachahmer in Europa begrüßen: „Es braucht immer einen, der den Weg bereitet, und dann gibt es einige andere, die auch davon profitieren könnten.“

In Australien stieg der Aktienkurs von Vulcan Energy um knapp fünf Prozent auf 4,93 australische Dollar.