Robert Enkes Tod vor 15 Jahren: Die Tragödie eines Torwarts
Robert Enke war ein talentierter Torhüter und eine bemerkenswerte Persönlichkeit. Herausragende sportliche Leistungen standen im Gegensatz zu persönlichen Schicksalsschlägen und einer ernsthaften Krankheit. Am 10. November 2009 starb der Hannover 96-Keeper an einer Depression und beging Suizid.
Während seiner Fußballkarriere bestritt Robert Enke 196 Bundesliga-Spiele, die meisten davon für Hannover 96. Beim traditionellen portugiesischen Verein Benfica Lissabon schaffte er es bis zum Kapitän. Der große FC Barcelona verpflichtete ihn. Acht Mal verteidigte Enke das Tor der deutschen Nationalmannschaft. Er war auf dem besten Weg, die Nummer eins für die Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika zu werden. Diese Eckdaten sagen viel über seine außergewöhnliche Karriere aus, jedoch wenig über den Menschen Robert Enke.
Ein Leben voller Herausforderungen
Vor 15 Jahren nahm sich Robert Enke das Leben. Diese Tragödie wirft die Frage auf: Wie weit sind der Fußball und die Gesellschaft 15 Jahre später gekommen?
Es wurde erst nach seinem Tod deutlich, dass er ebenso viele persönliche Stärken wie fußballerisches Talent besaß. Am 10. November 2009 endete sein Leben. Er litt an Depressionen und nahm sich das Leben. Ein Porträt eines Mannes, der weit mehr zu bieten hatte, als einer Fußball-Mannschaft 90 Minuten Sicherheit zu geben.
Früher Durchbruch bei Borussia Mönchengladbach
Enke wurde am 24. August 1977 in Jena geboren. Seine sportliche Laufbahn begann er als Jugendspieler beim SV Jenapharm Jena, bevor er zum FC Carl Zeiss Jena wechselte, wo er in der Saison 1995/96 sein Profi-Debüt gab. Sein erstes Spiel in der Zweiten Liga bestritt er am 11. November 1995 gegen Hannover 96. Zur folgenden Saison zog es ihn in den Westen der Republik, wo er bei Bundesligist Borussia Mönchengladbach anheuerte. Zwei Jahre lang saß er dort nur auf der Bank, bis er in der Saison 1998/99 den Durchbruch schaffte und Stammkeeper wurde.
Erinnerungen an Robert Enke
Der Suizid von Robert Enke jährt sich heute zum 15. Mal. Marco Villa erinnert sich an glückliche, aber auch von der Depression überschattete Tage mit seinem besten Freund.
Versagensängste in Barcelona
Von Gladbach aus verschlug es den 22-jährigen Enke nach Portugal zu Benfica Lissabon. Unter Trainer Jupp Heynckes stieg er dort zur Führungspersönlichkeit auf, obwohl er kurz nach der Vertragsunterzeichnung – geplagt von Zweifeln und Heimweh – über die Auflösung der Vereinbarung nachgedacht hatte. Drei Jahre blieb er in der portugiesischen Hauptstadt, bevor Enke den ersten großen sportlichen Rückschlag verkraften musste. In der Saison 2002/03 konnte er sich beim FC Barcelona nicht durchsetzen. In der katalanischen Metropole litt Enke zum ersten Mal unter Depressionen – ausgelöst durch Versagensängste und Selbstzweifel.
Auch bei Fenerbahce Istanbul wurde sein Zustand nicht besser. Erst in der Peripherie des europäischen Fußballs, beim spanischen Zweitligisten CD Teneriffa, fand er ohne äußeren und inneren Druck zu alter Stärke zurück. “Dreieinhalb Jahre im Ausland waren sehr gut, anderthalb Jahre nicht so gut. Aber ich bereue sie nicht”, reflektierte er einmal.
Rückkehr nach Hannover
Im Sommer 2004 kehrte Enke nach Deutschland zurück und schloss sich Hannover 96 an. Bei den “Roten” erarbeitete sich der Torwart mit konstant guten Leistungen den Respekt der deutschen Öffentlichkeit. Aus Dankbarkeit blieb er den Niedersachsen trotz anderer Angebote treu und absolvierte für sie 164 Bundesliga-Spiele.
Ein tiefer persönlicher Verlust
Das enge Verhältnis zu den Menschen in Hannover, nicht nur zu den Anhängern von 96, lag an Enkes authentischem Auftreten. Seine Zurückhaltung auf und neben dem Platz und seine Bescheidenheit fielen in der oft lauten Fußballwelt auf. Diese Charakterzüge waren auch das Resultat seines größten persönlichen Schicksalsschlags. Im September 2006 mussten Enke und seine Frau Teresa den Verlust ihrer Tochter Lara verkraften. Sie war mit einem schweren Herzfehler geboren worden und wurde nur zwei Jahre alt. “Unsere Tochter war fast ein Jahr im Krankenhaus, davon ein halbes Jahr auf der Intensivstation. Das ändert die Sichtweise. Ich habe gelernt, andere Prioritäten zu setzen”, sagte Enke.
Teresa Enkes Engagement
Nach dem Suizid ihres an Depressionen erkrankten Mannes hat Teresa Enke mit einer Stiftung viel erreicht. Die Lage für Menschen, die Hilfe suchen, ist jedoch prekär. Es gibt viel zu wenige Therapieplätze, was nach wie vor ein alarmierendes Problem darstellt.
Leidenschaft für den Tierschutz
Durch seine Frau Teresa entdeckte der Torhüter auch seine Liebe zu Tieren. Während ihrer Zeit in Portugal und Spanien wurden sie auf das Schicksal der Straßenhunde aufmerksam. Gemeinsam nahmen sie kranke Tiere in ihr Zuhause auf und pflegten sie – auch später in Empede nahe Hannover, wo die Enkes einen alten Bauernhof bewohnten. Das Paar engagierte sich für den Tierschutz, unter anderem für die Organisation Peta.
Das letzte Spiel
Im Spätsommer 2009 kehrten die Depressionen bei Enke zurück. Er entschloss sich jedoch, seine Erkrankung weiterhin nicht öffentlich zu machen. Offiziell spielte er nicht wegen einer Viruserkrankung. Enke und sein Umfeld entschieden, dass er sich in eine Therapieeinrichtung begeben sollte, doch letztlich ging er diesen Schritt nicht. Er kehrte ins Tor von Hannover 96 zurück. Sein letztes von 196 Bundesliga-Spielen bestritt der Torwart am 8. November 2009 beim 2:2 vor heimischem Publikum gegen den Hamburger SV.
Zwei Tage später war Robert Enke tot. Der 32-Jährige hinterließ seine Ehefrau Teresa und die damals acht Monate alte Adoptivtochter Leila.
Suizidprävention
Selbst in ausweglos erscheinenden Situationen gibt es Menschen, die helfen können. Hilfe ist jederzeit erreichbar.
Robert Enkes Vermächtnis
Robert Enke war sowohl ein herausragender Torwart als auch ein besonderer Mensch. Er litt unter Depressionen und beging am 10. November 2009 Suizid. Die Chronologie einer Tragödie, die den Fußball und die Gesellschaft nachhaltig verändert hat.
Zum Gedenken an Robert Enke sollten wir eine aufmerksame und bereite Gesellschaft sein, die Menschen in Not nicht übersieht.