Peter Brings und Jacques Tilly: Einstellung des Songs „Indianerland”
Düsseldorf/Köln – Zwei prominente Persönlichkeiten des rheinischen Karnevals, Peter Brings und Jacques Tilly, sprechen über die Herausforderungen und Grenzen in der fünften Jahreszeit. Bandleader Peter Brings, der Kopf der populären Kölner Karnevalsband, ist bekannt für Hits wie „Superjeilezick“. Jacques Tilly hingegen zeichnet sich durch seine politisch satirischen Rosenmontagswagen aus, die internationale Beachtung finden, beispielsweise in der New York Times.
Grenzen im Karneval
Jacques Tilly: „Es ist schwierig, feste Grenzen im Karneval zu definieren, da der Zweck nicht darin besteht, absichtlich zu beleidigen oder zu provozieren. Doch manchmal überschreite ich Grenzen bewusst, wenn ich es für notwendig halte.“ Tilly hat viele Entwürfe verworfen, da sie zu weit gingen. Seine berühmten Wagen fordern durch Satire heraus und sind nicht immer unumstritten.
Von Rock zum Karneval
Brings‘ Aufstieg begann mit dem unerwarteten Erfolg des Liedes „Superjeilezick“ im Jahr 2001. Die Band feierte ihr 25-jähriges Bestehen im Rhein-Energie-Stadion vor 50.000 Menschen. Jacques Tilly, ein renommierter Bildhauer und Kommunikationsdesigner, begann 1984 mit dem Bau der satirischen Festwagen zum Rosenmontag.
Kritische Themen und Konsequenzen
Jacques Tilly: „Ideen, die zu skandalen Konsequenzen führen könnten, benenne ich nicht. Meine Wagen haben mitunter für Aufruhr gesorgt, sogar zu Morddrohungen geführt, insbesondere von rechtsextremer Seite.“
Kein „Indianerland” mehr
Peter Brings: „Unsere Entscheidung, den Song „Indianerland“ nicht mehr zu spielen, basiert auf der Möglichkeit von Missverständnissen. Allerdings erschien mir die Debatte um die Figur des Oberindianers im Lied von Udo Lindenberg unverständlich. Diese Art von Selbstironie sollte nicht überbewertet werden.“
Kritik und Freiheit im Karneval
Peter Brings: „Karneval ist per Definition anarchisch. Es wurde geschaffen, um den Mächtigen zum Trotz die Meinung der Bürger unverblümt zu äußern. Die Formel „Narrenfreiheit“ beschreibt es treffend.“
Jacques Tilly: „Einmal im Jahr können wir ohne Filter unsere Ansichten frei herausposaunen. Allerdings ist die Definition von ‘oben’ und ‘unten’ zunehmend verworren. Wer bestimmt das heute? Kritik besteht darin, auch unangenehme Wahrheiten auszusprechen, doch manche werfen mir vor, nach unten zu treten, wenn ich Intoleranz kritisiere.“
Problematik der Meinungsfreiheit
Peter Brings: „Die Behauptung, man dürfe nicht mehr alles sagen, halte ich für falsch. Jacques und ich stehen als Beweis dafür. Wütend macht mich, dass auch die CDU der Ampel-Koalition vorwirft, dass sie das Land zerstöre. Wir leben immer noch in einem der freiesten, wohlhabendsten Länder Europas und dürfen froh sein über eine funktionierende Demokratie.“
Kritik an rechtsextremen Strömungen
Jacques Tilly: „Jede Regierung erwartet zurecht Kritik. Erschreckend ist, wie Gruppen wie die AfD das Landesklima vergiften und unseren Staat verunglimpfen. Unsere Aufgabe als Karnevalisten ist es nun, genau diesen Gefahren entgegenzutreten.“
Satire wird zum Schutzschild
Jacques Tilly: „In den 1980er Jahren habe ich gegen die Atomindustrie protestiert. Doch angesichts der Bedrohung durch rechtsextreme Positionen haben viele Satiriker, mich eingeschlossen, ihre Einstellung geändert. Ich werde oftmals als ‘Systemling’ bezeichnet, weil ich politisch Position beziehe.“
Feindesbilder und politische Zugehörigkeit
Peter Brings: „Früher war Franz Josef Strauß unser Hauptgegner. Heute stehen wir komplexeren Herausforderungen gegenüber, wie sie durch die extremen Positionen der AfD verkörpert werden.“
Jacques Tilly: „Ich versuche, keine Feindbilder zu pflegen, um Stammesdenken zu vermeiden. Es gibt politische Gegner, aber kein klassisches Freund-Feind-Schema folgt mir.“
Der Einfluss der Demokratiefeinde
Jacques Tilly: „Eine Welt ohne Despoten wie Putin oder Xi Jinping wäre wünschenswert. Doch als Karikaturist und Satiriker nutze ich deren Existenz, um Missstände aufzudecken.“
Parteipräferenzen und Wahlverhalten
Peter Brings: „Ich mache keine Parteipolitik und sehe alle von den Grünen bis zur CDU als wählbar. Die Vielfalt bereichert die Demokratie.“
Jacques Tilly: „Ich wähle wechselhaft, da ein Narr politisch neutral sein sollte und über alle Parteien spotten kann.“
Karneval als Medium der Kritik
Jacques Tilly: „Jede Regierung verdient Kritik, aber ich schütze die Demokratie energisch vor den Attacken der Wutbürger.“
Peter Brings: „Wir demonstrieren für die Demokratie, wie bei der Veranstaltung „Arsch huh für Demokratie“. Der Karneval bietet die Gelegenheit, Obrigkeiten satirisch herauszufordern.“
Probleme in der Stadtkultur
Peter Brings: „In Köln liegen viele Probleme, von der Oper bis zum Verkehr. Es gibt ausreichend Gründe, um Führungspersönlichkeiten zu kritisieren.“
Jacques Tilly: „Auch Düsseldorf hat seine Baustellen, jedoch konzentriere ich mich auf bundespolitische Missstände.“
Der Unterschied zwischen Düsseldorfer und Kölner Karneval
Peter Brings: „Der Düsseldorfer Karneval ist politisch, vor allem dank Jacques’ Wagen. Köln zieht nach und bleibt emotional.“
Jacques Tilly: „Köln verbessert sich kontinuierlich. Jeder Kölner ist ein geborener Karnevalist. Doch beide Städte bieten ein mitreißendes Erlebnis für alle.“
Karneval als Volksfest
Peter Brings: „Karneval ist eine herrliche Gelegenheit, über die Stränge zu schlagen. Die Vorwürfe gegen Partyexzesse wirken übertrieben, da es schön ist, Menschen in Köln willkommen zu heißen.“
Ziele für die kommende Session
Jacques Tilly: „Karneval ist das Beste des Rheinlands und sollte auch in schweren Zeiten Anlass zur Freude sein.“
Peter Brings: „Mit „Kölsche Jung“ ziehen wir mutig für Demokratie auf die Straße. Wir setzen Zeichen gegen Pessimismus. Alaaf!“