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„Comic Dealer“ in Gießen: „Juristen kaufen keine Krimis“

Comic-Verkäufer in Gießen: „Juristen interessieren sich nicht für Krimis“

Dirk Hörnle, der Inhaber eines Comic-Geschäfts gegenüber dem Stadtkirchenturm in Gießen, zieht Kundschaft aus einem Umkreis von etwa 60 Kilometern an. Menschen reisen aus dem Frankfurter Raum, dem Hinterland von Marburg, dem Altkreis Wetzlar und dem Vogelsberg, um seinen Laden zu besuchen. Ein wesentlicher Anziehungspunkt mag seine besondere Stellung sein: Hörnle führt das einzige noch existierende Comic-Fachgeschäft in der Universitätsstadt an der Lahn. Darüber hinaus verkauft er ältere Ausgaben zu günstigen Preisen. Wer etwa Glück hat, kann Jahrzehnte alte Hefte von „Clever & Smart“ für drei bis vier Euro ergattern. „Solch ein Antiquariat bietet heutzutage kaum ein anderer Comic-Laden an“, erklärt der schlanke Mann mit hohen Stirn und freundlichen Augen.

Hörnle hat nach eigenen Angaben sein Hobby zum Beruf gemacht und das bereits vor einigen Jahrzehnten. Seit mehr als 30 Jahren ist er ein bekannter Comic-Spezialist auf dem Markt. Die Geschäfte liefen gut, versichert er. Um dies zu belegen, bezahlen an einem Wochentag kurz nach dem Mittag innerhalb weniger Minuten zwei Kunden jeweils für mehrere Comics.

Eine bemerkenswerte Beobachtung ist, dass Juristen in seinem Kundenstamm stark vertreten sind. Hörnles Entschluss, von seinem langjährigen Standort an der Walltorstraße im sogenannten „Döner-Dreieck“ in das Erdgeschoss eines Gebäudes am Marktplatz 8 umzuziehen, zahlt sich anscheinend aus. „Das war ein gewaltiger Sprung“, erklärt er – und zwar ein Sprung in die richtige Richtung. Statt einer Fläche von gut 40 Quadratmetern kann er nun das Doppelte bespielen. Doch Hörnle hat keine Mühe, den größeren Raum zu füllen.

Die Regale im vorderen, größeren Bereich des Ladens sind reichlich bestückt mit Comics aller Genres. An der Schwelle zum Hinterzimmer finden Kunden CDs und Blu-ray-Discs, ein Angebot, das er als Erinnerung an sein früheres Standbein, eine Videothek, beibehält. Da solche Geschäfte mittlerweile auch in Gießen der Wirtschaftsgeschichte angehören, hat er bei Medien in Silberform kaum Konkurrenz.

Besonders hervorzuheben ist die Loyalität seiner Kundschaft, die Hörnle schätzt. Einige Kunden stehen ihm buchstäblich seit Jahrzehnten zur Seite. „Ich war erstmals mit 18 hier, jetzt bin ich 43 – und meine Kinder kaufen hier ebenfalls ein“, erzählt ein Mann an der Kasse. Kurz vor ihm hat ein junger Mann bezahlt, der wie ein Erstsemester wirkt. Stammkunden, die weiter entfernt wohnen, bekommen ihre Ware per Post zugesandt. Studenten machen einen erheblichen Teil der Klientel aus.

Der Inhaber bemerkt jedoch, dass er besonders viele Juristen willkommen heißt. Diese Berufsgruppe sei, seinen Worten zufolge, überrepräsentiert. Auffällig sei zudem, „Juristen kaufen keine Krimis“. Offenbar haben sie nach dem Motto: Mit Kriminellen habe ich schon den ganzen Tag zu tun, genug von Verbrechen im fiktiven Kontext. Auch viele Erzieherinnen und Polizisten zählen zu den gerne gesehenen Käufern beim „Comic Dealer“. Die Altersspanne reicht von Schülern bis Rentnern, von eher einfach strukturierten Gemütern bis hin zu Intellektuellen.

Wie viele Titel er im Angebot habe, ist schwer zu sagen. „Uff“, stößt Hörnle hervor und schätzt schließlich: „Tausende.“ Der Comic-Verkauf bei ihm an der Adresse Marktplatz 8 in Gießen ist montags bis samstags von 11 bis 18 Uhr möglich.

Der Erfolg von Hörnles Geschäft beruht nicht nur auf der Vielfalt an Comics, sondern auch auf der Art und Weise, wie er seine Kundschaft pflegt und bindet. Die regelmäßigen Kundenbesuche werfen ein Licht auf die langjährige Treue, die durch seine besondere Beziehung zu ihnen entstanden ist. Der Laden ist mehr als nur ein Ort zum Kaufen – er bietet ein Erlebnis, eine Reise durch die Welt der Comics, die seine Kunden zu schätzen wissen.

Seine strategische Lage am Marktplatz 8 hat sich ebenfalls als kluges Unterfangen erwiesen, da die größere Fläche ihm erlaubt, ein breiteres Sortiment anzubieten und den Kunden mehr Raum zu geben, die faszinierende Vielzahl an Comics zu erkunden. Dies hat ihm geholfen, seinen Status in der Region zu festigen und als unverzichtbare Anlaufstelle für Comic-Enthusiasten bekannt zu werden.

Die Nische, die Hörnle mit seinem Comic-Laden füllt, ist einzigartig. In Zeiten, in denen viele Comic-Geschäfte schließen oder sich stark verändern müssen, bleibt er ein Leuchtturm der Beständigkeit und Vielfalt. Besonders die Antiquariatssparte hebt ihn von anderen ab, da kaum ein anderer Laden im Umkreis ein derart umfangreiches Angebot an älteren, seltenen und kostengünstigen Ausgaben bietet.

Er hebt hervor, dass auch das soziale Element seiner Geschäftstätigkeit eine große Rolle spielt. Durch seine Präsenz am Markt hat er es geschafft, eine Community aufzubauen, die von lebendigen Gesprächen und leidenschaftlichen Diskussionen über Comics profitiert. Die freundliche und einladende Atmosphäre in seinem Laden zieht Menschen aus verschiedenen Lebensbereichen an, die alle ihre Leidenschaft für Comics teilen.

Juristen, Erzieherinnen, Polizisten und Intellektuelle finden sich gleichermaßen in seinem Laden wieder, was von der Breite seines Angebots und der Vielfalt seiner Kunden spricht. Er hat erfolgreich eine Umgebung geschaffen, die nicht nur auf den Handel ausgerichtet ist, sondern auch auf den Austausch von Gedanken und Interessen, was viele seiner Kunden besonders zu schätzen wissen.

Hörnle führt aus, dass der Erfolg auch in der Anpassungsfähigkeit liegt. Trotz wandelnder Marktbedingungen und der Digitalisierung hat er seine Angebote und sein Geschäftsmodell immer wieder angepasst, um den Wünschen und Bedürfnissen seiner Kunden gerecht zu werden.

Insgesamt zeigt die Geschichte von Dirk Hörnles Comic-Geschäft in Gießen, wie eine Nischenbranche durch Hingabe, Expertise und einen tiefen Sinn für Kundenbindung florieren kann. Während der Rest der Welt sich zunehmend digitalen Medien zuwendet, stellt sein Laden ein Refugium für alle dar, die den Zauber physischer Comics zu schätzen wissen. Mit einem breiten Spektrum an Angeboten und einer engagierten Gemeinschaft von Unterstützern bleibt er ein fester Bestandteil der regionalen Kulturlandschaft.